Alltage, Orte, Worte. Frühling 2021

29. März

In der Nacht schreibe
ich den nächsten Tag im Kopf
Was war zuerst?
Schreiben oder leben?

15. April

Frühjahrsmüdigkeit,
Lockdownmüdigkeit,
Pandemiemüdigkeit,
Endloswintermüdigkeit,
Bildschirmmüdigkeit
Ereignislosikgkeitsmüdigkeit – oder wenn auch der fünfte Espresso nicht mehr hilft.

Aber: Herumfstreifen, schreiben, fotografieren.
Und: den ersten Flieder fladern.

19. Mai

Ich sitze im Goldegg seit endlich wieder.
Dort wo monatelang das Skelett am Fenster.
Habe Herzklopfen vor Freude und nichts zu schreiben.
Finde einen Kugelschreiber, die Rückseite des negativen Ergebnisprotokolls.
Trinke weißen Spritzer. Feiere.
Die Gesprächsfetzen im Raum,
und Glückspartikel,
der Klang der Kühlvitrine,
und der Espressomaschine.

Als ob immer.

8. Juni

Pappelwolle fliegt durch die Stadt,
die Blüten sind schon Kastanien,
der Holunder duftet.
Und aber trotzdem.
Unversehrt sind wir alle nicht.

12. Juni, Meidling

Sie ist die Perle der Welt, steht an einer Hauswand geschrieben.
Eine Braut steigt vorsichtig in ein schwarzes Auto.
Mohnblumen bewegen sich am Straßenrand.

19. Juni, Franzensbrücke

Einer schwimmt im Donaukanal.
Ein anderer legt auf seinem Radanhänger auf.
Die Hafenkneipe bleibt.
Die Sonne geht unter.
Der Mond hängt halb.
An der Passage gegenüber steht „auftauchen“

22. Juni

Herbstwelle
Antriebswelle
Deltawelle
Hitzewelle
Dauerwelle
Des Meeres und der Liebe Wellen

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